»funktionales Phänomen«
Das »funktionale Phänomen« – entdeckt von Herbert Silberer, einem Schüler Freuds – bezeichnet die Selbstreferenz (»Autosymbolismus«) des Traums: die Form des Traums stellt sich in seinen Inhalten dar, der latente Traumgedanke ist die Traumarbeit selbst.
Silberer interessierte der Entstehungsprozess von Symbolen. Er entdeckte das »funktionale Phänomen« an hypnagogischen Zuständen, die im Übergang vom Wachen ins Schlafen auftreten. Dabei unterschied er materiale (Symbolisierung der Objekte des Denkens), funktionale (Symbolisierung der Denkvorgänge selber) und somatische (Symbolisierung von Körperempfindungen) Phänomene.
Freud marginalisiert in seiner »Traumdeutung« die Entdeckung Silberers zu einer Überdeterminierung, zu einer abziehbaren Zutat zum Traum, oder allenfalls zu einem Phänomen, das die Schwelle zwischen Wachzustand und Traum betrifft, um die Möglichkeit des deutenden Zugriffs auf Trauminhalte zu retten, die sich ansonsten in der Selbstreferentialität des Traums verlieren würden.
Die Pathognostik generalisiert das »funktionale Phänomen«, für sie gibt es keinen Trauminhalt, der nicht Darstellung der Traumarbeit selber wäre. So zehrt die Selbstreferentialität des Traums die Dinge (»materiales Phänomen«) und den Körper (»somatisches Phänomen«) fraktalisierend auf.
Die pathognostische Universalisierung des »funktionalen Phänomens« hätte Silberer wahrscheinlich abgewiesen, bedeutet sie doch die selbstbezügliche Aufzehrung jeder Symbolik, um deren Ableitung es Silberer in seinen Texten gegangen ist.
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